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1. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 17

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ludwigs Xiv. innere Politik. 17 durch andauernde Einquartierung von Soldaten, die „Dragonaden", suchte man sie mürbe zu machen und zum Übertritt zu zwingen. Endlich wurde 1685 das Edikt von Nante-s aufgehoben, die Ausübung 1685. des protestantischen Gottesdienstes untersagt und die protestantischen Geistlichen des Landes verwiesen, während den Laien die Auswanderung verboten wurde. Trotz des Verbots verließen gegen 200 000 Hugenotten das Land; es waren meist gewerbfleißige Leute, die wichtige Zweige der französischen Industrie in ihren neuen Wohnsitzen einbürgerten. Sie fanden in England, Holland, der Schweiz und Deutschland Aufnahme; 20 000 von ihnen ließen sich auf Grund des Edikts von Potsdam zur Zeit des Großen Kurfürsten und seines Nachfolgers in Brandenburg nieder. Die Bedrückungen, welche die zurückbleibenden Hugenotten auch ferner erdulden mußten, hatten den Aufstand der C a m i s a r d e n in gam®(aerben den Cebennen zur Folge, der während des spanischen Erbfolgekrieges ausbrach und nur mit Mühe niedergeworfen wurde. § 18. Das geistige Leben. Auch das geistige Leben Frankreichs, das unter Ludwig Xiv. einen hohen Aufschwung nahm und ein „goldenes Zeitalter" erlebte, stand wesentlich unter dem Einfluß des Königs. Die Dichtung trägt zum größeren Teile den Charakter der Hofdichtung und Dichtung, steht unter dem Banne der Regel, hinter der die freie Entfaltung der Persönlichkeit zurücktreten muß. Dies gilt besonders bort der Tragödie; ihre bedeutendsten Vertreter sind Peter Corneille (1606—1684), der Dichter des Cid, und Racine (1639—1699), der Dichter des Britanniens, der Iphigenie und Phädra, der Esther und der Athalie. Der Theoretiker dieser „klassizistischen" Poesie ist Boileau, der in Satiren, Episteln und Oden Horaz nachzuahmen suchte. Der größte und freieste Dichter der Zeit ist Molitzre (1622—1673), der Meister des Lustspiels, der in seinen Dichtungen, den Präcieuses ridicules, dem Tartufe, Misanthrope, Bourgeois - gentilhomme, den Femmes savantes, dem Avare, dem Malade imaginaire, die berschiedensten Seiten des menschlichen Charakters überhaupt und der Gesellschaft seiner Zeit insbesondere darstellte und berspottete. Neben ihm ist als echter Vertreter des französischen Esprit der Fabeldichter Lafontaine zu nennen. Unter den Prosaikern der Zeit ragen Herbor der Bischof Bossuet,Prosa, ein berühmter Prediger, der Erzieher des Dauphins, für den er eine Übersicht der Weltgeschichte berfaßte und die Klassikerausgaben in usum Delphini beranstaltete; der Bischof F6nelon, der Erzieher des Enkels des Königs, des Herzogs von Burgund, dem er in seinen Aventures de Neu bauer, Lehrbuch der Geschichte. V. Teil. 16. Aufl. 2

2. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 19

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Raubkriege Ludwigs Xiv. und die Türkenkriege. 19 wurde und der äußere Prunk und Aufwand zu der politischen Ohnmacht und Bedeutungslosigkeit in grellem Gegensatz stand. Die Rauökriege Ludwigs Xiv. und die Türkenkriege. § 20. Die europäische Lage. Dem zentralisierten Staatswesen, zu dem sich Frankreich unter Ludwig Xiv. entwickelte, war keiner der Nachbarstaaten gewachsen. Das Deutsche Reich war wirtschaftlich durch den Deutschland. Dreißigjährigen Krieg auf das schwerste geschädigt, politisch, seit Meneichs-stände souverän geworden waren, völlig ohnmächtig; im Rheinbünde hatte sich ein Teil von ihnen bereits an Frankreich angeschlossen. Leopold I. war ein Kaiser, dem es an Energie und Willenskraft gebrach. Die Finanzen Österreichs waren fast immer zerrüttet; zudem war es von den Türken bedroht. Der einzige deutsche Fürst, der eine kraftvolle Politik vertrat, war Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Spanien war trotz seines großen Landbesitzes schon durch dessen Spanien. Zersplitterung Frankreich gegenüber im Nachteil. Dazu kam die Untüchtigkeit seiner Könige, die Verwahrlosung seiner Finanzen, die Verarmung des Volkes, der Niedergang der Industrie und des Handels; so erschien es als im vollen Verfall begriffen. England, wo Cromwell eben noch eine großartige, protestantische England. Politik getrieben hatte, trat unter Karl Ii., der Dünkirchen an Ludwig Xiv. verkaufte, bald in ein Abhängigkeitsverhältnis zu Frankreich. Schweden stand seit dem Dreißigjährigen Kriege zu Frankreich in guten Schweden. Beziehungen. In Holland endlich war seit dem Tode Wilhelms Ii. von Holland. Oranien, dessen Sohn Wilhelm Iii. erst nach seinem Tode geboren wurde, die kaufmännische Aristokratie am Ruder, welche das oranisch gesinnte Heer absichtlich verfallen ließ. So war die europäische Lage einer französischen Eroberungspolitik im höchsten Maße günstig. § 21. Der erste Raubkrieg. Ludwig Xiv. richtete seine Waffen zunächst gegen Spanien, wo im Jahre 1665 auf Philipp Iv. der unmündige, geistig und körperlich schwache Karl Ii. gefolgt war. Seine Truppen fanden, als sie 1667 in^^i^-spamsl^n-Emderlnii^?. einrüsten, fast keinen Widerstand. Da legten sich Holland, England und Schweden, zur Tripelallianz vereinigt, ins Mittel; Spanien trat im Frieden (1668) zwölf niederländische Grenzplätze an Frankreich ab. § 22. Der zweite Raubkrieg. 1672—1679. Nach diesem Erfolge Raubkrieg wandte sich Ludwig gegen Holland, das ihm in der Tripelallianz ent-1 ^679bi§ 2*

3. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 21

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Raubkriege Ludwigs Xiv. und die Türkenkriege. 21 Frieden von Nimwegen, in welchem Spanien wiederum eine Reihe U^vou niederländischer Grenzplätze und zugleich die Franche Comt6, der Kaiser 1678 u. 79. Freiburg im Breisgau an Frankreich abtrat. Allein vermochte der Kurfürst von Brandenburg den Franzosen, deren Truppen bereits bei Minden standen, nicht zu widerstehen; er gab im Frieden von St. Germain seine§^5« Eroberungen an Schweden zurück. 1679- § 23. Die Reunionen. Straßburg. Nachdem Ludwig diesen Krieg siegreich durchgeführt hatte, glaubte er ungestraft alles Recht mit Füßen treten zu dürfen. Er stellte den Grundsatz auf, daß die „Dependenzen und gteu®{=nen Pertinenzen" der 1648,1668 und 1678/79 abgetretenen Landschaften, d. H. Gebiete, die zu ihnen je in einem Abhängigkeitsverhältnis gestanden hätten, ebenfalls rechtlich der Krone Frankreich gehörten, und setzte in Metz, Breisach und Besaneon sogenannte Reunionskammern ein, welche diese Verhältnisse untersuchen sollten. Auf Grund dessen wurde eine Reihe von Gebieten von französischen Truppen besetzt, unter anderen Zweibrücken, das Ludwigs bisherigem Bundesgenossen Karl Xi. von Schweden gehörte. Im September 1681 wurde darauf die Stadtstraß- ®{ß^ur9 bürg im Einverständnis mit dem französisch gesinnten Bischof Fürstenberg mitten im Frieden von französischen Truppen umstellt und trotz der deutschen Gesinnung des größten Teiles der Bürgerschaft Frankreich einverleibt. Obwohl sich Ludwig gleichzeitig Übergriffe in den spanischen Niederlanden und in Italien erlaubte, wagte es niemand ihm mit den Waffen entgegenzutreten. In Deutschland wurden die Versuche zum Widerstand schon dadurch vereitelt, daß einerseits der Kurfürst von Brandenburg seit dem Frieden von St. Germain mit Ludwig ein Bündnis abgeschlossen hatte, andrerseits ein großer — der letzte — Angriffskrieg der Türken Österreich in die größte Gefahr brachte. So wurden in dem Waffenstillstand von Regensburg die reunierten Lande sowie Straßburg Lud- 1684. wig überlassen. § 24. Die Türken vor Wien. 1683. In Ungarn hatte die kaiser-liche Regierung die Niederwerfung einer Magnatenverschwörung zum Anlaß genommen, die Verfassung aufzuheben und zugleich gegen den Protestantismus einzuschreiten. Die Folge davon war ein Aufstand gewesen, der immer weiter um sich griff. Die Aufständischen riefen die Hilfe der Türken an; und 1683 erschien der Großwesir Kara Mustafa mitd^Turkn einem Heere von mehr als 200 000 Mann vor Wien. Aber mit außer- 1683.

4. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 24

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
24 Das Zeitalter des Emporkommens Preußens. 1648 — 1786. Nrlowitz" 1697 eine vernichtende Niederlage bei. 1699 schlossen sie den Frieden 1699. von Karlowitz, in dem sie fast ganz Ungarn an Österreich, Morea an Venedig, Asow an Peter von Rußland abtraten. So hat die Regierung Leopolds I., desselben Kaisers, der Straßburg in französische Hände fallen ließ, das Ergebnis einer außerordentlichen Machtverstärkung des Hauses Habsburg gehabt. An der Donau war eine Großmacht entstanden. Und bereits winkte den deutschen Habsburgern ein noch größerer Gewinn: Spanien. Der spanische Ervfolgekrieg. 1701-1713. § 27. Vorgeschichte. Man erwartete längst mit Spannung das Ende des kränklichen und kinderlosen Karl. Ii. von Spanien. Auf sein Erbe Erbansprüche. erhob einerseits Kaiser Leopold I. als Gemahl der verstorbenen jüngeren Schwester Karls, Margarete Theresia, und als Vertreter der deutschen Linie des Hauses Habsburg für seinen zweiten Sohn Karl Anspruch: andrerseits Ludwig Xiv. als Gemahl der älteren Schwester Karls, Maria Theresia, trotzdem diese Verzicht geleistet hatte, für seinen zweiten Enkel Philipp von Anjou; endlich aber auch Kurfürst Max Emanuel von Bayern, der die einzige Tochter Leopolds I. und der Margarete Theresia geheiratet hatte, für seinen Sohn, den Kurprinzen. Seemächte diesen dynastischen Interessen aber traten die politischen und kom- merziellen Interessen hinzu, welche die unter der Regierung Wilhelms Iii. vereinigten Seemächte England und Holland geltend machten: sie fürchteten, wenn das spanische Erbe an einen französischen Prinzen fiele, nicht nur eine gefährliche Verschiebung des europäischen Gleichgewichts, sondern auch, daß Frankreich den gewinnbringenden Handel mit dem spanischen Amerika und die Versorgung des industriearmen spanischen Mutterlandes mit gewerblichen Erzeugnissen sich vorbehalten und andere Nationen davon ausschließen würde. Teilungs. Wilhelm von Omnien begann infolgedessen Verhandlungen mit vertrag, Xiv. und bewog ihn zu einem Teilungsvertrage, nach welchem der Kurprinz von Bayern als Haupterbe anerkannt werden, die italienischen Besitzungen Spaniens aber teils an Frankreich, teils an Österreich fallen sollten. Aber der Kurprinz starb 1699 plötzlich. Zudem war in Spanien Hof und Volk gegen jede Teilung des Reiches, und Karlsii. Karl Ii. ließ sich von der französischen Partei an seinem Hofe bestimmen, ^1700 $6ilipp von Anjou als Erben einzusetzen. Als er 1700 starb, entschied sich Ludwig Xiv. für Annahme der spanischen Krone; Philipp V. ging nach Spanien und fand überall Anerkennung.

5. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 12

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
12 Das Zeitalter des Emporkommens Preußens. 1648 — 1786. schränkte Königsgewalt geschaffen worden. Ihre Begründer waren nach Heinrich Iv. Richelieu und Mazarin, ihr Vollender Ludwig Xiv. Richelieu und Mazarin ßi6io^§" 812. Richelieu. Nach Heinrichsiv. Ermordung hatte sein unmün-1643. diger Sohn Ludwig Xiii. den Thron bestiegen. Für ihn führte zunächst seine Mutter Maria Medici die Regentschaft, die ihren Günstlingen einen verderblichen Einfluß einräumte. Seit 1624 übernahm Richelieu. Armand du Plessis, Herzog von Richelieu, Bischof von Sugon und Kardinal, die Leitung Frankreichs und hielt sie trotz aller Angriffe seiner Gegner bis zu seinem Tode (16-12) fest in der Hand; der König, geistig unbedeutend und schwach von Charakter, vermochte sich nicht dem Einflüsse des großen Ministers zu entziehen. Richelieusziel war, Frankreich groß und stark zu machen, nach innen durch Niederwerfung aller selbständigen und unbotmäßigen Gewalten und durch Begründung einer starken Königsmacht, nach außen durch Bekämpfung des Hauses Habsburg. Politik Im Inneren waren es zunächst die Hugenotten, die im Besitz der ihnen von Heinrich Iv. zugesicherten festen Plätze einen Staat int 1628. Staate bildeten. 1628 wurde L a R o ch e l l e, dem die Engländer vergeblich zu Hilfe gekommen waren, genommen; doch ließ Richelieu die religiöse Freiheit und die bürgerliche Gleichberechtigung der Hugenotten unangetastet. Mit gleicher Energie wandte er sich gegen den hohen 9s h s | her sich in der Zeit der Bürgerkriege zum Teil eine fast unabhängige Stellung erworben hatte; mehrere Adelsaufstände wurden niedergeschlagen, viele Mitglieder alter Geschlechter hingerichtet. Als die Königin-Mutter selbst, von der Richelieu einst in das Ministerium eingeführt worden war, als seine Gegnerin auftrat, mußte sie das Land verlassen und starb in der Verbannung zu Köln. Die General stände wurden nicht berufen; der Widerstand der Parlamente, der höchsten Gerichtshöfe Frankreichs, deren Stellen käuflich und erblich waren und die den Anspruch erhoben, eine politische Rolle zu spielen, insbesondere die königlichen Steuererlasse erst durch Eintragung in ihre Register rechtsgültig zu machen, wurde durch harte Maßregeln gebrochen. Richelieu verstärkte das Heer und die Flotte und erhöhte die Einkünfte. Er ist auch derj3iründer der Acadämie frangaise, der er die Herstellung einer korrekten und klassischen französischen Sprache als Aufgabe zuwies. Po?M Seine äußere Politik, in der ihm der Kapuzinerpater Joseph zur Seite stand, war durch den Gegensatz zu Spanien und Österreich bestimmt. Er schloß mit G u st a v Adolf ein Bündnis, griff feit

6. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 27

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Der spanische Erbfolgekrieg. 1701 —1713. 27 Karl Vi. zum deutschen Kaiser gewählt wurde; die Seemächte wünschten aber nicht, daß durch ihn das Reich Karls V. wiederhergestellt würde. 1740. So zerfiel die Allianz. 1713 wurde der Friede zu Utrecht ge= 6ön unecht schlossen, an dem nur Kaiser und Reich nicht teilnahmen. Diese schlossen 1713. sich erst 1714 dem Frieden an. Es wurde folgendes bestimmt: Spanien und die Kolonien sollten Philipp V. verbleiben, die Kronen von Frankreich und Spanien aber für immer unvereinbar sein. Dem Kaiser wurden die Niederlande, Mailand, Neapel und Sardinien zugesprochen. Der Herzog von Savoyen erhielt Sizilien als Königreich, wurde aber bald darauf vom Kaiser genötigt dafür Sardinien einzutauschen. Erigland gewann in diesem Kriege Gibraltar und Menorca, ferner die Länder an der Hudsonbai, Neufundland und Neuschottland; die Erbfolge des Hauses Hannover wurde von Frankreich anerkannt. Preußen wurde mit der Anerkennung der Königskrone und dem Oberquartier Geldern abgefunden; das Deutsche Reich mußte auf die Rückgabe von Straßburg und Landau verzichten; den Kurfürsten von Bayern und Köln wurden ihre.länder und Würden zurückgegeben. Die wesentlichsten Ergebnisse des gewaltigen Krieges waren, außer Ergebnisse, daß jetzt ein Bourbone auf dem spanischen Throne saß, einerseits der große Machtaufschwung Österreichs, das nach der-Eroberung von Ungarn nun auch die Niederlande und die Herrschaft über Italien gewonnen hatte, andrerseits die koloniale Ausbreitung Englands, dem gegenüber Holland an politischem Einfluß durchaus zurücktrat. Ludwig Xiv. starb 1715; die Krone Frankreichs ging an ein Kind über, den zweijährigen Ludwig Xv., für den zunächst sein Oheim, der 1715. ebenso begabte wie sittenlose Philipp von Orleans, die Regentschaft führte. 3. Die Entstehung der russischen Großmacht. Vorgeschichte Rils;lauds. § 29. Der russische Staat ist gegründet worden durch Normannen schwedischer Herkunft, die im neunten Iabrbundert unter Führunh?Z Fürsten Rurik Großnowgorod eroberten und nachher immer weiter nach 9 guar^ Süden vordrangen, bis.ste.k1ewu)Lsetzten. Ruriks Geschlecht herrschte bis

7. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 73

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Vorgeschichte der Revolution. 73 1. Die Zeit der französischen Revolution und der napoleonischen Weltherrschaft. 1789—1815. I. pie französische Uevokution. 1789—1799. Borgeschichte der Revolution. § 62. Frankreich im 18. Jahrhundert. In Frankreich war auf Ludwig Xiv. sein Urenkel Ludwig Xv. gefolgt; anfangs führte für ihn Ludwig xv. fein Oheim die Regentschaft, der außerordentlich begabte, aber auch außer- 1774. ordentlich sittenlose Herzog Philipp von Orleans?) Die lange Regierung Ludwigs Xv., der keine Spur von Pflichtgefühl befaß, keiner geistigen Erhebung fähig war, sich von feinen Mätreffen und deren Günstlingen beherrschen ließ, hat für Frankreich die Folge gehabt, daß an Stelle königstreuer Gesinnung Mißachtung des Königtums trat; daß durch den Luxus des Hofes, die Kosten der^Kriege, die schlechte Wirtfchaft die Finanzen Köllig zerrüttet wurden: endlich daß das Ansehen Frankreichs nach außen sank, insbesondere der aussichtsvolle französische Kolonialbesitz in Nordamerika größtenteils verloren ging und Frankreich als See- und Kolonialmacht von England weit überholt wurde. Ludwig Xvi., der feinem Großvater folgte, war in feinem Privat-Ludw^ xvi. leben untadelig, aufrichtig religiös, gutmütig und wohlwollend, aber von 1792. zu engem Gesichtskreise, als daß er die Lage des Staates hätte durchschauen können, und ohne die erforderliche Tatkraft, um helfen zu können; erst im Leiden zeigte er wahrhafte Größe. Seine Gemahlin Marie Antoinette, eine Tochter der Maria Theresia, übersah ihn geistig bei weitem, war aber nie gewöhnt worden, die ernsten Pflichten ihrer Stellung ins Auge zu fassen; auch sie reifte erst im Leiden. Unter dem Ministerium Turgots, eines überzeugten Bekenners der Reform- 1) Zur Zeit der Regentschaft machte der Schotte John Law, von dem Gedanken ausgehend, das Metallgeld so weit als möglich durch Mittel des Kredits zu ersetzen, den Versuch, den zerrütteten Staats finanzen durch Gründung einer Bank aufzuhelfen, deren Noten im Verkehr an Stelle des Metallgeldes treten sollten. Seine Bank wurde zur Königlichen Bauk erhoben; er schuf zur Ausnutzung der Kolonie Louisiana die Mississippi-Gesellschaft, die bald auch den Handel nach Ostindien und Ostasien übernahm und zu einer Compagnie des Indes erweitert wurde, und pachtete die Staatsgefälle. Die Spekulationswut trieb den Kurs der Aktien zeitweise bis auf das Achtzehnfache des Nennwertes. Als sich dann zeigte, daß die Kompagnie in den Kolonien keine schnellen Gewinne erzielte, während zugleich die Menge der ausgegebenen Noten maßlos anschwoll, als vorsichtige Leute anfingen, ihre Aktien in reelle Werte umzutauschen, als das Vertrauen reißend sank, folgte ein völliger Bankrott, bei dem viele Privatleute ihr Vermögen verloren. Law verließ 1720 als Flüchtling das Land.

8. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 133

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
England und Frankreich; die Julirevolutton. 133 fee erweiterte sich außerordentlich, zumal feit im Jahre 1858 nach dem großen Aufstande der Sepoys, d.h. der eingeborenen indischen Truppen, die Krone die unmittelbare Verwaltung des bisher von der oftindifchen Kompanie beherrschten Vorderindiens übernommen hatte; 1876 nahm die Königin Viktoria den Titel einer Kaiserin von Indien an. Eine kluge, aber auch rücksichtslose auswärtige Politik diente den Interessen des englischen Handels, Gewerbfleißes und Kapitals. Als China die Einfuhr des indischen Opiums im Interesse der Gesundheit feiner Bewohner untersagte, wurde es durch den Opiumkrieg gezwungen, das Verbot wieder aufzuheben. ,, § 107. Frankreich und die Julirevolution?) Während England auf dem Wege der Reformen blieb, führten in Frankreich die politischen Gegensätze von neuem zu einer Revolution. Schon unter Ludwig Xviii. waren toigfixvin. sie immer fchärfer geworden. Die Lage verschlimmerte sich unter seinem i^4^bis Bruder und Nachfolger Karl X.; gegen die Herrschaft der reaktionären Karix. und klerikalen Partei erhob sich ein immer stärkerer Widerstand, der durch mehrere Kammerauflöfungen nicht gehrochen wurde. Auf den Rat des Ministers Polignac schritt der König, wenige Wochen nachdem ein Zug gegen den Bei von Algier zur Einnahme dieser Stadt geführt hatte, zum Erlaß der Juliordonnanzen, wodurch nicht nur die eben gewähltereö^;n Kammer wieder aufgelöst, sondern auch die Preßfreiheit aufgehoben und das Wahlgesetz geändert wurde. Da entstand in Paris ein Aufstand, und die auf dem Stadthaus eingesetzte Regierung, in der Lafayette noch einmal eine Rolle spielte, übertrug die Gewalt an den Herzog Louis Philipp^ggo*ttst von Orleans, den Sohn Philipp Egalitss. Vergeblich versuchte Karl X. 1848. den Thron für seinen Enkel, den Grafen von Chambord, zu retten, indem er zu dessen Gunsten abdankte und zugleich den Herzog von Orleans zum Generalstatthalter ernannte. Er mußte das Land verlassen und ging nach 1) Ludwig Xv. Ludwigxvi. Ludwigxviii. Karlx. t1793. Philipp Egalite t1793. Ludwig Xvii. Hz. v. Angouleme. 11795. Hz. v. Angouleme. Hz.v. Berry Louisphilipp. 11820. | | Hz. v. Orleans Gras v. Chambord f 1842. 11883. | Graf v. Paris 11894. Hz. v. Orleans.

9. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 18

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
18 Das Zeitalter des Emporkommens Preußens. 1648—1786. T!Mmaque ein Fürstenideal vor die Seele zu stellen suchte, das den Beifall des Königs nicht finden konnte; endlich Pas c a l, ein Jansenist, der geistvolle Verfasser des Buches Los Provinciales, in dem er die Jesuiten angriff, und der Pensäes sur la religion. Skftbe Besonders die bildende Kunst nutzte dazu dienen, den Glanz des Herrschers zu erhöhen. Die großen Schloßbauten Ludwigs Xiv. sind im Barockstil aufgeführt. Dieser wurde von Italien übernommen, wo er ‘Hir^T&inlbilfchouer und Baumeister Bern in i, den Vollender der Peterskirche, und andere ausgebildet worden war. Er hatte sich aus der Renaissance entwickelt und wurde nunmehr der herrschende Stil in Europa, der durch Mannhaftigkeit des gesamten Aufbaus wie der einzelnen Bauglieder, durch unregelmäßige, gebrochene und geschwungene Formen, durch überreiche, malerische Dekoration den Eindruck des Großartigen und Würdevollen zu erreichen suchte. Mit ihm steht in engstem Zusammenhang der jetzt aufkommende Gartenbaustil, der seine Ausbildung vornehmlich durch Ludwigs Xiv. Gartenkünstler Lenötre empfangen hat und dessen wesentlichste Elemente Terrassen und Blumenparterres, beschnittene, symmetrisch laufende Baumgänge, dazu künstliche Grotten, Wasseranlagen und Skulpturenschmuck sind. Die bedeutendsten Maler der Zeit waren Nicolas Poussin und der nach seiner lothringischen Heimat so benannte Claude Lorrain, die Meister der heroischen Landschaft. Der Hof. § 19. Ter Hof Ludwigs Xiv. Das Hofleben, dessen beherrschender Mittelpunkt der König war und das sich außer in Fontainebleau und St. Germain besonders in den mit ungeheuren Kosten erbauten königlichen Schlössern zu Versailles, T'rianon, Marly abspielte, wird gekennzeichnet durch glänzende Pracht und strengste Etikette, hinter der sich'frivolität und Sittenlosigkeit verbargen. Der König war vermählt mit Maria Theresia von Spanien, hielt sich aber Mätressen. Als seine erste Gemahlin starb, vermählte er sich mit der Frau von Maintenon, mit der ein Geist äußerlich strenger Kirchlichkeit am Hofe einzog. Sein Sohn, der Dauphin, starb vor ihm, ebenso sein Enkel, der Herzog von Burgund. Wie die Staatskunst Ludwigs Xiv., so hat auch fein Hofleben Schule gemacht. Die Formen der französischen Geselligkeit, die Etikette, die Prachtliebe, die Baulust, der Luxus und die Unsittlichkeit des Hofes von Versailles fanden in Europa vielfach Nachahmung, besonders an den mittleren und kleinen deutschen Fürstenhöfen, obwohl hier die Verschwendung nur durch schwere Bedrückung der Untertanen ermöglicht

10. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 23

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Raubkriege Ludwigs Xiv. und die Tlrrkcnkriege. 23 Schauplätzen ab. Am Rhein mußte Ludwig die Pfalz räumen, aber erst nach furchtbarer Verwüstung, der Heidelberg mit seinem herrlichen Schlosse, Mannheim, Speier und zahllose andere Ortschaften zum Opfer fielen; nachher verteidigte Ludwig von Baden als Reichsfeldherr die Rheinlinie. Der wichtigste Schauplatz des Krieges waren die spanischen Niederlande, wo der Marschall Luxemburg und Wilhelm von Oranien einander gegenüberstanden. Auch in Oberitalien, Katalonien und Irland wurde gekämpft. In Irland brachte der gestürzte Jakob Ii. mit französischer Hilfe eine Erhebung der katholischen Bevölkerung zustande, wurde aber von Wilhelm Iii. völlig geschlagen. Endlich tobte der Kampf zur See; 1692 wurde die französische Flotte von der englisch-holländischen bei dem Vorgebirge La Hogue an der normannischen Küste vernichtet. Indessen hatte Ludwig erst Louvois, dann Luxemburg durch den Tod verloren. Die Steuerlast in Frankreich war, zumal schlechte Ernten dazukamen, in solchem Maße gestiegen, daß die Not eine furchtbare Höhe erreichte. Trotzdem litt Ludwig Mangel an Geld. Dazu kam die Notwendigkeit, sich auf einen plötzlichen Tod Karls Ii. von Spanien und den Kampf um das spanische Erbe einzurichten. So begann Ludwig, nachdem er zunächst den Herzog von Savoyen zum Abfall von der Allianz vermocht hatte, Friedensunterhandlungen, die unter Schwedens Vermittlung zu dem Frieden von Ryswiik. einem Dorfe bei dem Haag, führten. Dieser Sriedejt. bedeutete einen Rückgang der Macht Frankreichs, das die reunierten Lande 1697. größtenteils an Deutschland und Spanien zurückgab, auf Freiburg verzichtete, das Herzogtum Lothringen wiederherstellte und Wilhelm Iii. als König von England anerkannte. Straßburg aber blieb französisch. § 26. Der Türkenkrieg und die Eroberung von Ungarn. Während Türkenkrieg des französischen Krieges hatte der Türkenkrieg fortgedauert. 1691 siegte 169g Markgraf Ludwig von Baden bei Slankamen unweit Belgrad; nachher mußte er am Rhein den Franzosen Widerstand leisten. Später übernahm der damals vierunddreißigjährige Prinz Eugen von Sa- Prinz Eugen, voyen den Oberbefehl. Er stammte aus einer Nebenlinie des Hauses Savoyen und war der Sohn eines französischen Generals und einer Nichte Mazarins; da er keine Neigung zur geistlichen Laufbahn hatte und ihm Ludwig Xiv., bei dem seine Mutter in Ungnade gefallen war, den Eintritt in den französischen Heeresdienst versagte, hatte er sich nach Österreich gewandt, zeichnete sich im Türkenkriege aus und wurde Österreichs hervorragendster, durch Lauterkeit und Seelengrößö ausgezeichneter Feldherr und Staatsmann. Bei Zenta an der Theiß brachte er den Türken
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